Alexis von Komorowski in Liebenau: Soziale Dienste unter Druck

(v.l.n.r.) Reinhard Friedel, Harald Sievers, Stefanie Locher, Elke Gundel, Prof. Dr. von Komorowski, Jürgen Wölfle, Dr. Berthold Broll, Ignaz Wetzel, Dr. Markus Nachbaur.
(v.l.n.r.) Reinhard Friedel, Harald Sievers, Stefanie Locher, Elke Gundel, Prof. Dr. von Komorowski, Jürgen Wölfle, Dr. Berthold Broll, Ignaz Wetzel, Dr. Markus Nachbaur. (Bild: Stiftung Liebenau)

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Wie steht es um die Pflege, um die Hilfen für Menschen mit Behinderung? Was treibt Beschäftigte und Verantwortliche sozialer Organisation um? Um hierzu ein Bild aus der Praxis zu bekommen, informierte sich der Hauptgeschäftsführer des Landkreistags Baden-Württemberg, Professor Dr. Alexis von Komorowski im Gespräch mit Stiftungsverantwortlichen in Liebenau.

Seitens des Bodenseekreises nahmen Landrat Lothar Wölfle und Ignaz Wetzel, Dezernent für Jugend, Soziales und Gesundheit im Landratsamt teil. Landrat Harald Sievers und Reinhard Friedel, Leiter des Dezernats Arbeit und Soziales waren seitens des Landkreis Ravensburg vertreten. In beiden Landkreisen ist ein Großteil der Dienste und Einrichtungen der Stiftung Liebenau in Deutschland tätig.

System erschöpft – Pflegekollaps droht

Nach drei Jahren Pandemie seien viele Mitarbeitende und Leitungskräfte ausgebrannt, wie Stefanie Locher von der Geschäftsführung der deutschen Pflegeunternehmen der Stiftung Liebenau und ihre Kollegin Elke Gundel, Geschäftsführerin der Teilhabe den Gästen berichteten. Verstärkt würde dies durch den akuten Fachkräftemangel, welcher sich unter dem Brennglas Corona dramatisch zugespitzt hat.

„Das System und die Menschen darin – Beschäftigte, Betreute und deren Angehörige – sind erschöpft“, so Locher und Gundel. Daher der dringende Appell an die Politik: Die Belange der Pflegebranche und der darin Beschäftigten müssen auf der Agenda der Politik auf Bundes- und Landesebene ganz oben stehen – sonst drohe der Kollaps des Pflege- und Betreuungssystems.  

Bürokratie kaum mehr zu bewältigen

Bei der überfälligen Finanzierungs- und Strukturreform des Systems der Pflegeversicherung müsse dringend das Problem der Überregulierung angegangen werden. Die ungebremst zunehmende Bürokratie – mitsamt hieraus resultierenden Überprüfungen und Nachweispflichten – belaste soziale Dienstleister, wie die Stiftung Liebenau, im Alltag enorm. Zu branchenspezifischen Vorgaben im Sozialbereich seien in den letzten Jahren viele allgemeine Berichtspflichten hinzugekommen, wie zum Beispiel jüngst das Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz, Nachhaltigkeitsberichtspflichten oder auch Vorgaben rund um den Datenschutz.

Die Summe an Vorgaben und deren Umsetzung werde immer komplexer und stelle auch für größere Organisationen eine ressourcenbindende Herausforderung dar, wie die Stiftungsvorstände Dr. Markus Nachbaur und Dr. Berthold Broll deutlich machten. Dass eine Entlastung an dieser Stelle ein Gewinn für alle Beteiligten wäre, darin waren sich die Gesprächspartnerinnen und -partner einig.

(Pressemitteilung: Stiftung Liebenau)