Akutmedizin und Reha Hand in Hand: Neuer Bereich für geriatrische Früh-Rehabilitation im Klinikum Friedrichshafen

Sie begrüßen die Früh-Rehabilitation als Teil der Krankenhausbehandlung: Oberarzt Dr. Nikolaus Keilbach und Dr. Monika Käppeler, Leiterin der Sektion Geriatrische Rehabilitation im Klinikum Friedrichshafen.
Sie begrüßen die Früh-Rehabilitation als Teil der Krankenhausbehandlung: Oberarzt Dr. Nikolaus Keilbach und Dr. Monika Käppeler, Leiterin der Sektion Geriatrische Rehabilitation im Klinikum Friedrichshafen. (Bild: MCB)

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Friedrichshafen (MCB) – Ein Schlaganfall, ein Herzinfarkt oder ein Oberschenkelhalsbruch aufgrund eines Sturzes – wir werden immer älter, und damit steigt auch das Risiko einer schweren Erkrankung oder eines Ereignisses, das uns aus dem Alltag reißt. Neben der akuten Versorgung im Krankenhaus brauchen ältere Patienten häufig eine geriatrische Rehabilitation als nachfolgende Behandlung, um wieder zurück in ihr gewohntes Leben zu finden.

Im Klinikum Friedrichshafen gibt es diese seit mehr als 20 Jahren und seit kurzem wird sie durch die Geriatrische Früh-Rehabilitation ergänzt, die bereits parallel zur akuten, medizinischen Behandlung beginnt.

Der Patient profitiert

Für Dr. Monika Käppeler, Sektionsleiterin der Geriatrischen Rehabilitation im Klinikum Friedrichshafen, und Oberarzt Dr. Nikolaus Keilbach ist die möglichst frühe interdisziplinäre Zusammenarbeit der Spezialisten entscheidend. „Wenn Unfallchirurg und Geriater beieinanderstehen, profitiert beispielsweise der Patient mit seiner Altersfraktur“, nennt Dr. Käppeler ein Beispiel.

Weitere Betten folgen

Beim Schlaganfall seien die Geriater mit den Neurologen im engen Austausch, gehe es um das Herz seien es die Kardiologen. „Häufig ist es so, dass unsere Patienten von Multimorbidität betroffen sind, das heißt, sie haben mehrere Krankheiten zur gleichen Zeit.“ Aktuell sind in der Geriatrischen Rehabilitation in der vierten Etage des Klinikums zwei Betten für die Früh-Reha reserviert.

Im Laufe des Februars steigt ihre Zahl auf vier und im März sollen zwei weitere Betten folgen. Damit verbunden sind spezialisierte Pflegekräfte mit Zusatzausbildung, dem so genannten Geriatrie-Führerschein, für die Patienten da.

Früh-Reha ist Teil der Krankenhausbehandlung

Der entscheidende Unterschied zur geriatrischen Rehabilitation ist, dass die Früh-Reha nicht im Anschluss an die akute medizinische Behandlung, sondern bereits parallel dazu beginnt und Teil der Krankenhausbehandlung ist. „Wir beginnen so früh wie möglich damit, die Fähigkeiten zu erhalten oder neu aufzubauen“, erklärt Dr. Keilbach und nennt Beispiele wie Sprechen, Essen und Bewegung. Zeitlich ist die Früh-Reha auf zwei Wochen angelegt. „Bei Bedarf kann eine dreiwöchige Anschlussheilbehandlung nahtlos anknüpfen“, so die Erfahrung von Sektionsleiterin Dr. Käppeler.

Über allem steht das Ziel, dem betagten Patienten möglichst eine Rückkehr in die eigenen vier Wände zu ermöglichen und dauerhafte Pflegebedürftigkeit so weit wie es geht zu verhindern

Mobilität und Alltagskompetenzen verbessern

Im Klinikum Friedrichshafen zielt das multiprofessionelle Team aus Ärzten, Pflegekräften, Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden und Sozialarbeitern darauf ab, Mobilität und Alltagskompetenzen der betagten Patienten zu verbessern. Hinzu kommen Psychologen, die die kognitiven Fähigkeiten und emotionalen Beeinträchtigungen erfassen.

„In unseren wöchentlichen Teamsitzungen gleichen wir die Sollziele mit dem Ist-Zustand des Patienten ab“, erklärt Dr. Keilbach. Dabei sei auch sein soziales Umfeld im Blick – wichtig bei der Frage, ob der Patient wieder zurück nach Hause könne oder nicht. „Hier kann unser Klinik-Sozialdienst früh die entsprechenden Weichen stellen.“ Dr. Keilbach denkt dabei aber nicht nur an den Umzug ins Pflegeheim, sondern auch an mobile Pflegedienste und Hilfsmittel wie ein Pflegebett oder einen Rollator.

Ganzheitlicher Ansatz ist entscheidend

„Entscheidend für die geriatrische Früh-Reha ist ein ganzheitlicher Ansatz, der nicht nur einen Krankheitsaspekt, sondern den Menschen mit all seinen Einschränkungen betrachte“, betont der Geriater. „Wir gehen von funktionellen Defiziten im Gesamten aus.“ Das spiegelt sich im individuellen Therapieplan der Patienten wider. Neben Physio-, Ergo- und Logopädie stehen hier auch aktivierend-therapeutische Pflege, Wasch- und Anziehtraining, die Aktivgruppe mit Sitzgymnastik und Gedächtnistraining auf dem Plan.