Aktivisten wollten Baumhaus an Hochschule errichten

Samuel Bosch (l.) und der RWU Professor Ertel (r.) verdeutlichen kopfüber hängend ihre Forderungen.
Samuel Bosch (l.) und der RWU Professor Ertel (r.) verdeutlichen kopfüber hängend ihre Forderungen. (Bild: Klimacamp Ravensburg)

Weingarten (dpi) – Seit mehreren Wochen sorgen die Klimaaktivisten und Baumbesetzer im Landkreis Ravensburg für Furore. Jetzt zieht es die Aktivisten auch nach Weingarten – genau genommen an die Hochschule (RWU). Dort wollten sie heute Nacht ein Baumhaus errichten, die Polizei hatte dem jedoch ein rasches Ende gesetzt.

Ein Professor der Hochschule sowie ein Aktivist ließen sich die Aktion jedoch nicht ganz nehmen und hängten Transparente auf. Die RWU nahm nun Stellung.

Spätestens seit dem Lockdown heizen die Heizungen der Hochschule Ravensburg-Weingarten eigentlich für niemanden. Professor Ertel, der durch die Zusammenarbeit mit den Klimaaktivisten und Baumbesetzern der Region bekannt wurde, hatte sich seit Jahren bisher vergebens dafür eingesetzt, dass die Heizungen intelligenter geschaltet werden sollen. In einer Pressemitteilung der Klimaaktivisten bedauern die Beteiligten die Situation.

Ertel ist Professor an der Hochschule und seit mehreren Monaten fester Bestandteil der Klimaaktivisten.

In den frühen Morgenstunden des Dienstags hatten die Aktivisten zusammen mit Professor Ertel versucht, ein Baumhaus in unmittelbarer Nähe der Hochschule zu errichten. Das Vorhaben scheiterte aber – denn die Polizei war mit mehreren Streifen vor Ort und beendete die Aktion gegen 5 Uhr morgens.

Um 6:30 Uhr hatten sich die Aktivisten und der Professor besprochen und spannten eine Traverse über einem Teil des Hochschul-Geländes. (siehe Titelbild)

Die Forderungen wurden darauf noch einmal verdeutlicht: Man fordert die Installation einer Stundenplan basierten Heizungssteuerung, eine Wärmedämmung an allen Hochschulgebäuden und eine biologische Grünflächenbewirtschaftung zur „Verbesserung der Artenvielfalt und Bodenqualität“.

Bis kurz nach sieben waren die Aktivisten präsent und ruhten sich dann aus. Nur wenige Stunden später fand eine Pressekonferenz statt.

Aktivist Samuel Bosch kritisiert Hochschule

„Bei der Hochschule ist kein Wille und kein Verantwortungsbewusstsein für die Zukunft und den Klimaschutz da“, sagt Baumbesetzer und Klimaaktivist Samuel Bosch. Auch er kritisiert, dass sich der bei der Hochschule (RWU) angestellte Professor Ertel bereits seit 10 Jahren vergebens für eine klimabewusste und intelligente Heizungsschaltung einsetzt.

Bosch ist überzeugt, dass die Hochschule nun handeln muss. Schließlich habe man mit der nicht ganz geglückten aber doch durchgeführten Baumbesetzungsaktion einen öffentlichen Diskurs geschaffen. Sollte die Hochschule nicht handeln, würden die Aktivisten weitere friedliche Protestaktionen folgen lassen. Das Argument, dass das Land für die Heizungsschaltung verantwortlich sei, gilt für ihn nicht: „Die Heizkosten werden vom Land übernommen, doch für die Heizungsschaltung ist die Hochschule zuständig“, so Bosch.

RWU nimmt Stellung

Christian Oldenkotte ist Pressesprecher der Hochschule Ravensburg-Weingarten (RWU). Die Kritik des an der RWU angestellten Professors entging auch ihm nicht. „Grundsätzlich unterliegt die Verwaltung der Gebäude dem Land“, sagt er im Gespräch mit dem Wochenblatt, „die Hochschule sei nur Nutzerin der Gebäude und Flächen“. Das grundsätzliche Ziel der Aktivisten, den Klimaschutz durchzusetzen sei auf garkeinen Fall was schlechtes. „Ich bin froh in einem Land leben zu dürfen, in dem Menschen auf dem Baum ihre Meinung kundtun können“, so Oldenkotte.

Kritik, dass bisher nichts passiert sei, um den Klimaschutz in der Hochschule voranzutreiben, weißt er zurück. In der Vergangenheit und aber auch Jetzt habe es mehrere Sanierungsmaßnahmen gegeben, unteranderem auch der derzeitige Umbau des Werkstatt- und Labortrakts in Höhe von 12,2 Millionen Euro (wir berichteten).

Polizeieinsatz verlief friedlich

Der Polizeieinsatz, der die Errichtung eines Baumhauses an der Hochschule verhinderte, verlief friedlich. Zivilbeamte sowie uniformierte Beamte hatten der Aktion am frühen Morgen ein Ende gesetzt. Im weiteren Verlauf der Banner-Aktion hielten sich die Beamten zurück und beobachteten das Geschehen.