Ärmel hoch und nicht viel reden: Augenarzt impft

Ärmel hoch und nicht viel reden: Augenarzt impft
Gemeinsam gegen Corona: Augenarzt Dr. Karsten Dutschke und sein Team halten zusammen und helfen gerne. (Bild: Praxis Dr. Dutschke)

Bad Waldsee (le) – Nur wenn alle zusammenhalten, kann was bewegt werden. Für Augenarzt Karsten Dutschke ist diese Aussage nicht nur ein von vielen verwendeter und inzwischen inflationär zitierter Satz, sondern ein Grund zum schnellen Handeln. Letzten Samstag hat er in seiner Praxis kurzerhand den halben Tag geimpft und möchte das noch bis Weihnachten weiter tun.

Alle sollten anpacken

„Ich möchte nicht bewundert werden und finde meine Unterstützung einfach nur einen Akt der Menschlichkeit. Mein Beruf ist Arzt und da ist es meine größte Intention, Menschen zu helfen. Die ganzen Diskussionen bringen doch alles nichts, die Zeit drängt und man sollte einfach selbst anpacken. Wenn wir jetzt impfen und boostern was das Zeug hält, dann schaffen wir es wahrscheinlich, dass Weihnachten einigermaßen ruhig wird.“

Hilfe ist nicht selbstverständlich

Die Logistik ist dabei das größte und zeitaufwendigste Problem. „Ohne meine Mädels am Empfang und in der Praxis hätte die ganze Aktion nicht funktioniert. Es ist nicht selbstverständlich und verdient ein großes Lob, dass alle ohne irgendwelche Ausreden einfach ihre Freizeit geopfert haben und das auch noch weiter tun werden.“

Impfstoff gegen Corona ist schleppend zu bekommen

Die angebotenen Impftermine am 4. Dezember waren schnell vergeben. Das größte Problem war, den Impfstoff zu bekommen. Wenn am Samstag geimpft werden soll, muss der Impfstoff mindestens eine Woche zuvor geordert werden – Nachbestellungen sind unmöglich. „Mitte der Woche rief die Apotheke an und teilte uns mit, dass nur ein Drittel der Bestellmenge geliefert werden kann.“ Und nun? Telefonhörer in die Hand und telefonieren und telefonieren… „Überall dieselbe Auskunft: Es kann nicht nachgeliefert werden. Ein befreundeter Apotheker hatte zum Glück noch einige Impfdosen von Moderna auf Lager, somit hat die Menge gereicht.“ Aus einer Durchstechflasche von Moderna können bis zu 20 Dosen gezogen geworden, bei BioNTech sind es einige weniger.

Auf Sonderwünsche kann nicht geachtet werden

Auf den Wunsch nach einem bestimmten Impfstoff kann leider nicht eingegangen werden. Moderna ist definitiv leichter zu bekommen als BioNTech.

Karsten Dutschke hilft gerne und macht sich sogar die Mühe, im täglichen Arbeitsalltag mit seinen Patienten zum Thema Impfen ins Gespräch zu kommen. „Ich konnte so schon einige Bedenken zerstreuen und mein Angebot, am Wochenende zu impfen, wurde von vielen dankbar angenommen.“

Missstände sollten schleunigst gelöst werden

Was den Arzt wahnsinnig ärgert ist die Tatsache, dass die Lieferung des Impfstoffes trotz der vielen Parolen der Politik immer noch ein so großes Problem darstellt. „Die Schuld tragen weder die Apotheker noch der Großhandel, die Missstände liegen auf der Hand und sollten dringend geklärt werden.“

Dr. Dutschke legt unter der Woche sogar noch einen drauf und impft an zwei Werktagen nach Feierabend für einen begrenzten Zeitraum (dienstags und mittwochs).

„Die Pandemie macht vor keinem Arzt, Müllmann oder einer Helferin halt. Impfen ist für einen Arzt nicht schwer. Eine kleine Praxis kann genauso seinen Teil am Ganzen beitragen wie ein großes Impfzentrum. Was viele sicherlich davon abhält ist die Logistik und die eventuellen Probleme vor Impfreaktionen.“