Ab Samstag gibt’s Filmfest-Tickets

Ab Samstag gibt’s Filmfest-Tickets
Nathalie Arnegger: Die neue Intendantin Nathalie Arnegger hat in wenigen Monaten das Programm der Biberacher Filmfestspiele zusammengestellt und jetzt bei der Pressekonferenz präsentiert. (Bild: Uli Landthaler)

Biberach – Am Samstag startet der Vorverkauf für die Biberacher Filmfestspiele. Jetzt hat die neue Intendantin Nathalie Arnegger das Programm vorgestellt: Es wird anspruchsvoll. Erstmals können einzelne Filme online begutachtet werden.    

Im Januar hatte es einen Riesenkrach gegeben bei den Biberacher Filmfestspielen: Nach nur einer Spielzeit hatte sich Helga Reichert als Intendantin zurückgezogen, weil sie sich mit dem technik-affinen Vorstand des Filmfest-Vereins um Tobias Meinhold nicht einig wurde, ob die Filme auch online gestreamt werden sollen. Nun scheint der Streit ums Streaming wie ein Sturm im Wasserglas: Nur sechs Beiträge werden online gestellt, sie ergänzen das Festivalprogramm und werden erst kurz vorher bekannt gegeben.

Diese Zurückhaltung liegt am technischen Aufwand, erläutert die neue Intendantin Nathalie Arnegger: Streaming ist teuer und kompliziert, ohne weitere Sponsoren sei das nicht zu machen. Und so begnüge man sich zunächst mit einem Testlauf. Ein Streaming-Ticket kostet in Biberach etwas weniger als eine Kinokarte, Streaming-Zuschauer können per Feedback-Funktion ihre Meinung zum Film bekunden. Streaming sei eine wichtige Option für die Zukunft, „die Filmemacher wollen das“. Das Festival als Präsenzveranstaltung sei davon unberührt. 

Und so haben Arnegger und Kuratorin Anke Rauthmann ein ambitioniertes und anspruchsvolles Programm vorgelegt. Man wolle auf der Leinwand „Geschichten erzählen“, auch der „weibliche Blick“ war wichtig bei der Auswahl der 70 Festival-Filme.

Die besten Filme des Festivals werden neu designten Preis-Bibern belohnt. Der Goldene Biber für den besten Spielfilm ist von der Stadt Biberach mit 8000 Euro dotiert.
Die besten Filme des Festivals werden neu designten Preis-Bibern belohnt. Der Goldene Biber für den besten Spielfilm ist von der Stadt Biberach mit 8000 Euro dotiert. (Bild: Filmfestspiele)

Es geht um Gerechtigkeit, um Beziehungen und Zusammenhalt, um kulturelle Unterschiede und Menschen, die sich behaupten müssen. Der Eröffnungsfilm „Ègalité“ von Kida Khodr Ramadan handelt von einem wütenden Vater, der Ärzten die Schuld daran gibt, dass seine Tochter erblindet ist. „Fuchs im Bau“ von Arman Riahi verarbeitet die Erfahrungen eines Gefängnislehrers. Auch der Schauplatz von „Große Freiheit“ von Sebastian Heise ist ein Knast – eine Männerfreundschaft zu Zeiten des berüchtigten Paragraphen 175, der im Nachkriegsdeutschland Schwule zu Verbrechern stempelte.

Und die österreichische Tragikomödie „Me, We“ von David Clay Diaz ist ein Geschichten-Potpurri um Flucht und Emigration und den Umgang damit.

Der Filmemacher-Nachwuchs kommt wie gehabt in einer eigenen Debutfilm-Reihe zum Zuge, auch die „Mittellangen Spielfilme“ gibt es wieder. Das sind Filmprojekte, die aus wirtschaftlichen oder künstlerischen Gründen „nur“ 30 bis 60 Minuten Laufzeit auf die Waage bringen und damit durch viele Raster fallen. Und auch das neue Leitungsduo outet sich als Fan gut gemachter Dokumentarfilme und hat neun davon ins Programm genommen. So hat Kai Wessels Kino-Musikfilm über den verstorbenen Sänger Roger Cicero in Biberach seine Weltpremiere.

Zurückgefahren wurde hingegen das Genre der TV-Filme. Die Vorab-Präsentationen aus der Spielfilmwerkstatt von ARD, ZDF und ORF waren Publikumsmagneten der Biberacher Filmfestspiele, mit denen der Zuspruch vor Corona auf über 13 000 verkaufte Festival-Tickets geboostet wurde. Jetzt sind es noch sechs Beiträge, der ORF-Landkrimi „Vier“ hat seine Premiere. 

Proppenvolle Kinosäle sind nicht das erklärte Ziel von Arnegger und Rauthmann. Ihr Filmfest ist kein Vorab-Sichten von potentiellen Kassenschlagern. Es geht ihnen um Filme mit Haltung und Botschaft, die man nur bei einer solchen Gelegenheit zu sehen bekommt. Corona-bedingt dürfen die Säle nur zur Hälfte gefüllt werden, was eine Kapazität von 5500 Festival-Tickets ergibt.

Info: Die Biberacher Filmfestspiele laufen vom 2. bis 7. November im Traumpalast-Kinozentrum Waldseer Straße. Der Vorverkauf beginnt am Samstag, 30. Oktober, 9 Uhr. Beim Abschlussfest am Sonntag, 7. November, werden in neun Kategorien die Preis-Biber vergeben, zudem gibt es den Ehrenpreis für besondere Verdienste um den deutschsprachigen Film für Schauspielerin Marianne Sägebrecht. Außer Konkurrenz läuft auch wieder eine Reihe mit Filmen aus der Region unter dem Motto „Biberach Spezial“.         

Programm und Tickets gibt es unter http://www.filmfest-biberach.de.