25 Jahre gBIG Jungnau: .gemeinnützig .arbeiten .fördern

Durch die gBIG Jungnau bekamen unzählige Menschen in verschiedenen Projekten über mehr als zwei Jahrzehnte die Chance zu einer Tagesstruktur und gesellschaftlicher Eingliederung durch Mitwirkung am Arbeitsprozess.
Durch die gBIG Jungnau bekamen unzählige Menschen in verschiedenen Projekten über mehr als zwei Jahrzehnte die Chance zu einer Tagesstruktur und gesellschaftlicher Eingliederung durch Mitwirkung am Arbeitsprozess. (Bild: gBIG Jungnau, Sigmaringen)

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Sigmaringen – Seit einem viertel Jahrhundert sitzt auf dem Jungnauer Scheibenberg die kleine soziale Einrichtung mit dem langen Namen: gemeinnützige Beschäftigungs- und Integrationsgesellschaft mbH Jungnau, kurz gBIG Jungnau.

Aus einem ursprünglich „normalen“ Schreinereibetrieb gründeten im Juni 1996 engagierte SozialabeiterInnen und PsychologInnen die gemeinnützige GmbH um mit exzellenten Fachleuten Menschen in Berufsnot (Langzeitarbeitslose, v. a. im Hartz IV-Bezug und sehr oft mit Suchtproblemen) sowie Menschen mit Behinderung Beschäftigung, individuelle Hilfe und soziale Gemeinschaft anzubieten als Voraussetzung für die Wiedereingliederung auf dem Arbeitsmarkt.

In verschiedensten Projekten bekamen unzählige Menschen über mehr als zwei Jahrzehnte die Chance zu einer Tagesstruktur und gesellschaftlicher Eingliederung durch Mitwirkung am Arbeitsprozess. Von 2017 bis 2020 wurden 160 Flüchtlinge aus der Landeserstaufnahmestelle Sigmaringen an vier Tagen der Woche im Bereich Holzarbeiten geschult und konnten so zeitweise dem tristen Alltag im „Camp“ entfliehen.

Die gBIG Jungnau unter der Leitung von Burkhard Gerneth ist eine Schwestergesellschaft zum Suchttherapiezentrum „Hausen im Tal“ unter der Trägerschaft der Heubergstiftung. Einer der Grundpfeiler der gBIG Jungnau ist die Nähe zur Sigmaringer Bürgerschaft sowie die Verbundenheit zu den umgebenden Handwerks- und Industriebetrieben.

Ein weiterer Pfeiler ist die handwerkliche Qualität verbunden mit Nachhaltigkeit, Ökologie und dem verantwortungsbewussten, wertschätzenden Umgang mit menschlichen Ressourcen.

Mittlerweile sind aus der ursprünglichen Schreinerei weitere Arbeitsfelder gewachsen: Es werden Umzüge, Entrümpelungen und Entsorgungen gefahren. Zwanzig Jahre gibt es den Montagebereich mit einfachen Montageaufträgen von verschiedensten Firmen.

Seit 2020 ist die gBIG Jungnau im Bereich Fensterbau tätig. Ab 2021 wird der neue Geschäftsbereich „individueller Camper- bzw. Wohnmobilinnenausbau“ angeboten.

Der Schwerpunkt der Arbeit lag und soll weiterhin liegen in der Beschäftigung und Betreuung sowie der Qualifizierung und Ausbildung von benachteiligten Menschen. Seit dem Gründungsjahr bis heute wurden ca. tausend Teilnehmer in verschiedensten geförderten Projekten betreut. Für nicht wenige Menschen war die gBIG auch die „Endstation“:

Durch Suchtkrankheit oder starken körperlichen Verschleiß gezeichnete Menschen konnten hier bis zu ihrem Renteneintritt oder manchmal bis zu ihrem zu frühen Tod soziale Gemeinschaft und berufliche Anerkennung finden.

Seit 2014 bietet die gBIG Jungnau eine über Bildungsgutschein geförderte Ausbildung zum Schreiner an. Und mit Stolz stellt Geschäftsführer Gerneth fest: Es haben alle Umschüler die Prüfungen zum Schreinergesellen bestanden und konnten nahtlos in ein festes Arbeitsverhältnis übergehen.

Von allen Mitarbeitern der gBIG Jungnau wird tagtäglich viel erwartet. Fingerspitzengefühl und aufrechtes Mitgefühl sind in der Arbeit mit schicksalsgeprägten Menschen eine wichtige Voraussetzung, damit sich der Einzelne geschätzt und angenommen fühlt. Schwierige Themen wie Kriegstraumata, häusliche Gewalt, Obdachlosigkeit, völlige Überschuldung, Suchtproblematik mit den damit einhergehenden sozialen Problemen sind an der Tagesordnung.

Die familiäre Gemeinschaft unter den Mitarbeitern der gBIG Jungnau wird oft von Projektteilnehmern gelobt und hervorgehoben.

Wie bei allen sozialen Einrichtungen hat Corona tiefe finanzielle Spuren gerissen und manches Projekt wird nicht mehr weiter finanziert. Die gBIG Jungnau hofft dennoch auch nach ihrem 25jährigen Jubiläum weiterhin ihr soziales und gesellschaftliches Engagement aufrecht erhalten zu können.

Nach längerer Zitterpartie wurden der gBIG nun zwei Projekte aus dem Europäischen Sozialfonds zugesprochen. Mit der REACT-EU-Initiative stellt die Europäische Union zusätzliche Mittel zur Verfügung, um die Folgen der COVID-19-Pandemie für sozial Schwache abzumildern.

Das gBIG Projekt „Nütze die Zeit“ (Start ab 1. Juli 21) kann bis zu 12 Teilnehmer*innen halbtags im holzhandwerklichen Bereich schulen. Hier sind besonders Menschen angesprochen, die z. B. gerade ihre Arbeit verloren haben und wieder im Hartz IV Bezug sind, Menschen mit Migrationshintergrund, Alleinerziehende und Geflüchtete. Neben Kenntnissen im Holzbereich erhalten die Teilnehmer*innen beispielsweise auch Unterstützung bei Bewerbungen und in lebenspraktischen Bereichen, wie z. B. den Kulturtechniken.

Das Projekt #einfon (Start ebenfalls 1. Juli 21) wird ebenfalls über diesen Fonds gefördert. Hier handelt es sich um eine Gemeinschaftsaktion der Phönix Genossenschaft für Beschäftigung und Bildung, die von sieben Trägern an sieben Standorten angeboten wird. Das zentrale Projektziel ist die Entwicklung und Erprobung einer digitalpädagogischen Kompetenzentwicklung in der Sozialen Arbeit.

Unterstützen können Sie die gBIG Jungnau, indem Sie die Tätigkeitsfelder in Anspruch nehmen: Die Schreinerei, den Fensterbau, professionelle Hilfe bei Umzügen und Entrümpelungen oder über Montageaufträge. Geldspenden sind immer willkommen!

Weitere Informationen: www.gbigjungnau.de

Verfasserin des Textes: Annemarie Ulmer