20 Jahre Fall Peggy: Kann der «Cold Case» gelöst werden?

20 Jahre Fall Peggy: Kann der «Cold Case» gelöst werden?
Ein Gedenkstein mit dem Porträt des Mädchens Peggy auf einem Friedhof. (David-Wolfgang Ebener/dpa/Archivbild)

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Lichtenberg (dpa) – Auch nach 20 Jahren ist unklar, wer das Mädchen Peggy aus Lichtenberg in Oberfranken umgebracht hat. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft in Bayreuth die Akten offiziell geschlossen. Dennoch ist es nicht aussichtslos, dass der Täter noch überführt wird.

Die Einstellung der Ermittlungen sei vorläufig, denn Mord verjähre nicht, sagte der renommierte Kriminologe und Psychologe Rudolf Egg. Es gebe also noch Hoffnung, dass der, der verantwortlich für den Tod des Mädchens ist, noch ermittelt wird: «Wenn auch noch so viele Jahre vergehen: Mord bleibt Mord.»

Im Fall Peggy komme noch dazu, dass man jahrelang glaubte, einen Täter gefunden und verurteilt zu haben. Doch der geistig eingeschränkte Mann ist später in einem Wiederaufnahmeverfahren aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden. «Dieses Wechselbad der Gefühle für Familie, Nachbarn und Freunde ist kaum zu toppen», sagte der ehemalige Direktor der Kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden.

Er habe in seiner beruflichen Laufbahn immer wieder erlebt, dass es den Hinterbliebenen bei den sogenannten Cold Cases nicht um Rache oder Genugtuung gehe, wenn der Fall nach Jahren doch noch aufgeklärt wird. Aber man wisse, wer verantwortlich ist. Das bedeute keinen Schlussstrich, aber eine neue Form der Trauer.

Nach Eggs Erfahrung ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass sich in einem Altfall ein Täter selbst nach vielen Jahren meldet und gesteht. Es komme eher vor, dass Zeugen oder Mitwisser ein schlechtes Gewissen bekommen. Der Täter entwickle dagegen oft «eine eigene Sicht der Dinge», um das Verbrechen weniger schlimm erscheinen zu lassen. «Damit lässt sich eher leben. Er hat seine eigene Story, seine eigene Sicht auf die Tat. Dann drückt das Gewissen nicht so sehr.»

«Cold Cases» würden immer wieder doch noch aufgeklärt. Schließlich habe sich die Kriminaltechnik in den vergangenen Jahrzehnten weiterentwickelt. Die Aufklärungsquote für Mordfälle liege in Deutschland bei 95 bis 96 Prozent. Doch bei 500 Morden im Jahr bedeute dies immerhin rund 25 Fälle pro Jahr, die nicht aufgeklärt würden. «Es lohnt sich, noch einmal genau hinzuschauen. Für die Kriminalistik ist das die größte Herausforderung.» Denn Mordfälle zu klären, sei meist «gar nicht so schwer» – und damit anders als es in Krimis oft dargestellt werde. Ein Hauptverdächtiger werde meist schnell ermittelt, «oft nach nicht einmal 24 Stunden». Umso spannender sei es, sich Fällen zu widmen, wo seit Jahren nichts Neues herausgefunden werden konnte.

Am 7. Mai 2001 war die damals neun Jahre alte Schülerin Peggy im Landkreis Hof verschwunden. Erst 15 Jahre später fand man ihre Leiche, einen angeklagten oder verurteilten Täter gibt es bis heute nicht.