„Wem die Stunde schlägt“ 156. Internationale Bodensee-Kunstauktion

Eins der vielen Gemälde die im Aktionshaus Zeller hängen.
Eins der vielen Gemälde die im Aktionshaus Zeller hängen. (Bild: Wilfried Vögel)

Vom 12. bis zum 14. April kommen 1938 Exponate bei Michael Zeller unter den Hammer

Zum 156. Mal heißt es bei Deutschlands dienstältestem Auktionator, Michael Zeller, „zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten“. Eigentlich bei ihm schon so etwas wie  „business as usual“ seit 1968, aber irgendwie auch wieder nicht. Denn diese Versteigerung findet (von vielen treuen Kunden sehnlich erwartet) endlich wieder vor Publikum statt.

Vorbei die corona-bedingte Abstinenz des Publikums im Auktionssaal. Endlich wieder heiße Bietergefechte unter den strengen Augen und der bekannt spitzen Zunge des Michael Zeller statt schnöder, anonymer Internet-Versteigerung.

Und der ist stolz, wieder so viele tolle und interessante Exponate aus vielen Stil-,  Kunstrichtungen und Epochen zusammengetragen zu haben.

Michael Zeller ist Deutschlands dienstältester Auktionator.
Michael Zeller ist Deutschlands dienstältester Auktionator. (Bild: Wilfried Vögel)

Wem die Stunde schlägt….

Auf das Angebot bei den Uhren dürfen sich die Uhrensammler besonders freuen. Jede Menge hochwertige Stock-,Wand-, Tisch- und Taschenuhren warten auf neue Besitzer. Wohl dem, der nicht all diese chronographischen Raritäten von Winter- auf Sommerzeit umstellen musste.

Bei den Armbanduhren dürfte sich bei vielen ein erstauntes „oha“ breit machen. Zum Beispiel wenn eine sehr seltene goldene Herrenarmbanduhr, „Portofino“ genannt, unter den Hammer kommt. Bei der Ausrufnummer 81 handelt es sich um ein Taschenuhrwerk, das Kurt Klaus von IWC (Schweizer Luxusuhrenmarke aus Schaffhausen) erstmals in eine große Herrenarmbanduhr einbaute und damit die legendäre Modell-Linie „Portofino“ begründete. 7.700 Euro muss dafür mindestens auf den Tisch legen.

Exakt 115 tickende Kostbarkeiten bietet Michael Zeller an.

Seltene Schwerter der Samurai

Staunende Kenner und Sammler werden sich auf seltene Wakizashi freuen. Das Wakizashi war im japanischen Feudalsystem eine standesbezogene Waffe. Nur feudale Ehrenleute, Samurai, gesellschaftlich angesehene Bauern und Händler durften es führen, das Langschwert hingegen nur die Samurai-Klasse. Nach dem Ehrenkodex der Samurai (Bushidō) wurde das Wakizashi zur rituellen Selbsttötung (Seppuku) benutzt oder um einem getöteten Feind den Kopf abzutrennen.

Sammler werden sich über die seltenen Samurai -Schwerter freuen.
Sammler werden sich über die seltenen Samurai -Schwerter freuen. (Bild: Wilfried Vögel)

Der „Seeschneck“ im Lindauer Hafen

Eine Hauptrolle spielen bei Zeller traditionell Gemälde und Zeichnungen. Ein Biedermeiermaler hat um 1835 eine Ölgemälde mit einer Ansicht des Lindauer Hafens geschaffen. Dargestellt ist auf dem Bild auch der sogenannte „Seeschneck“, der als erstes offizielles Dampfschiff im regulären Betrieb auf dem Bodensee zum Einsatz kam. Das Schiff wurde 1824 mit Unterstützung vom württembergischen König Wilhelm I gebaut, aber bereits 1848 wieder ausgemustert. Am 10. November 1824 wurde der Dampfer in Dienst gestellt und auf den Namen „Wilhelm“ getauft. Die „Wilhelm“ verkehrte auf der Linie zwischen Friedrichshafen und Rorschach/Romanshorn.

Ein großartiges Blumenbild steuert Franz Heckendorf bei. Friedrich Heinrich Franz Heckendorf, geboren am 5. November 1888 in Schöneberg, gestorben am 17. August 1962 in München war ein deutscher Maler und Grafiker, der besonders in der Weimarer Republik großen Erfolg hatte. Der Ausrufpreis beträgt 15.000 Euro.

Erich Mercker, Industriemaler und Eisschnellläufer

30 Gemälde des Industriemalers Erich Mercker stammen aus einer Sammlung. Mercker studierte ab 1911 an der TH München Bauingenieurswesen. Etwa ab 1915 begann er – als Autodidakt – sich der Ölmalerei zu widmen. 1937 nahm er an der Weltausstellung in Paris teil und erhielt für vier monumentale Ölgemälde die „große goldene Medaille“. Was sicher viele nicht wussten: Mercker war auch ein begabter Eisschnellläufer. 1912 war er Deutscher Meister, 1913 Vizemeister im Mehrkampf.

Von Braque bis Picasso

Weitere große Namen sind mit verschiedenen Exponaten vertreten, u.a. Georges Braque, Salvador Dali, Marc Chagall, Henri Matisse, Georg Muche und Pablo Picasso – jeweils mit Lithos und Radierungen.  

Mindestens 25.000 Euro muss man für ein herausragendes Werk des englischen Malers Lionel Percy Smythe ausgeben. Es zeigt seine Tochter Nora auf einer Schaukel. Ein ähnliches Werk ist in der Walker Art Gallery in Liverpool ausgestellt.

Auch Werke hiesiger Künstler kann man erwerben

Aber auch hiesige Künstler, wie z.B. der Lindauer Künstler Honest Schempp sind mit mehreren Werken dabei. Dazu darf man auch Willy Schlobach zählen, der 1846 in Brüssel geboren, 1951 in Nonnenhorn am Bodensee verstarb. Er ist mit einem bunten Blumenstrauß und einem Gemüse-Stilleben vertreten.

Seltenes Bodenseealbum

Bei der Alten Graphik fällt ganz besonders ein sehr seltenes, komplettes Bodensee-Album auf. Die 33 Blatt zeigen verschiedene Ansichten vom Bodensee – von Lindau bis Konstanz. Die Tonlithos wurden von Julius Greth um 1860 gezeichnet und lithographiert. Das Deckblatt stammt von Hermann Lingg.  Der Ausrufpreis beträgt 3.500 Euro für die komplette Serie.

Kostbare Weine erstmals bei der Auktion

Zum allerersten Male versteigert Michael Zeller auch Weine, darunter einige wertvolle Flaschen aus besonderen Jahrgängen, so z.B. mehrere Chateau Mouton Rothschild Paulliac aus den Jahrgängen 1992 bis 1998. Rund 250 Euro muss man pro Flasche berappen.

Schmuck und Juwelen lassen Frauenherzen höher schlagen

Herausragende Exponate befinden sich auch bei der Rubrik „Schmuck und Juwelen“. Ringe, Colliers, Ohrstecker Armbänder lassen so manches Frauenherz bestimmt höher schlagen. Dass es immer schon teuer war, einen besonderen Geschmack zu haben, wird u.a. bei einem ungewöhnlichen roten Turmalin-Anhänger (13.300 Euro) oder einem außergewöhnlichen Smaragdcollier (14.400 Euro) deutlich. Aber auch Schmuckliebhaber mit dem etwas kleineren Geldbeutel dürften auf ihre Kosten kommen.

Angelika Kauffmann aus Schwarzenberg ist ebenfalls vertreten

Aber auch Angelika Kauffmann, die eine bekannte schweizerisch-österreichische Malerin des „empfindsamen Klassizismus“ ist mit einem ungewöhnlichen Exponat vertreten. Es handelt sich zwar nicht um ein Gemälde sondern um ein eigenhändiges Schreiben an den „hochgeehrten Joseph Anton Metzler, Landamann im hinteren Bregenzerwald, Schwarzenberg“. Das vierseitige Schreiben mit Siegeln befindet sich hinter Glas und Rahmen.

Kauffmann, Jahrgang 1741, zog nach dem Tod der Mutter am 1. März 1757 in Mailand, mit ihrem Vater ins väterliche Haus nach Schwarzenberg im Bregenzerwald. Dort entstanden verschiedene Jugendwerke.

Porzellan, Fayencen, Bücher, Volkskunst, Hinterglasbilder, Ikonen Glas, Asiatica, afrikanische Stammeskunst, Bronzen und Skulpturen, Münzen, Varia, Spielzeug, Möbel und Silber komplettieren das reichhaltige Angebot, das in 1.938 Lose aufgeteilt ist.

Freier Eintritt im „Museum auf Zeit“

Vom 1. April bis zum 10. April kann man die Exponate im Auktionshaus Zeller, manche nennen es auch ein „Museum auf Zeit“, auf der Lindauer Insel in der Bindergasse 7, wie immer liebevoll über drei Etagen dekoriert und präsentiert, jeweils von 11.00 bis 18.00 Uhr unter die Lupe nehmen. Der Eintritt ist frei.

Die öffentliche Versteigerung findet vom 12. bis zum 14. April statt

Weitere Infos unter www.zeller.de