110 Jahre Biberacher Hütte und Saisonbeginn 2021

110 Jahre Biberacher Hütte und Saisonbeginn 2021
Der Saisonbeginn auf der Biberacher Hütte am 25. Juni 2021 steht schon in den Startlöchern. (Bild: DAV Biberach)

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Seit 110 Jahren besitzt die DAV Sektion Biberach im Bregenzerwald eine Alpenvereinshütte. Das wäre auf jeden Fall ein Grund zu feiern. Aber die Corona Pandemie hat uns weiter fest im Griff und wirft alle Pläne übereinander.

Wie fast alle Alpenvereinshütten kann auch die Biberacher Hütte auf eine spannende und bewegte Geschichte zurückblicken.

Die DAV Sektion Biberach wurde 1895 gegründet. Damals war es noch der D. u. Oe. AV, der Deutsche und Österreichische Alpenverein. Schon 1897 entstand der Wunsch eine eigene Hütte in den Bergen zu besitzen. Bis dann der Wunsch in die Realität umgesetzt werden konnte, vergingen noch ein paar Jahre. Der geeignete Platz für die Hütte musste gefunden werden und man musste sich auch mit den Grundstückseigentümern einig werden. Eine weitere große Hürde war die Finanzierung des Projektes.

Aber dann ging es zügig an die Umsetzung der Pläne: im August 1910 wurde der Grundstein gelegt und am 8. August 1911 fand die feierliche Einweihung mit 300 Gästen statt.

Die Jahre 1919 und 1920 waren schwierige Jahre für die Bevölkerung Vorarlbergs und dies hatte Auswirkungen bis nach Biberach. Nach dem Zusammenbruch der Österreichischen K.u.K. Monarchie herrschte bittere Not im Vorarlbergischen. Die Bevölkerung suchte den Anschluss an die wohlhabendere Schweiz. Die Vorstandschaft der Sektion Biberach fürchtete um den Zugang zur Hütte. Gemeinsam mit anderen Schwäbischen Alpenvereinssektionen organisierten sie eine Hilfsaktion für die notleidende Bevölkerung Vorarlbergs. Der 1920 im Biberacher Rathaus gegründete Wirtschaftsverband Schwaben –Vorarlberg festigte die Bindung zwischen den Vorarlbergern und den Oberschwaben. Die Vorarlberger verloren dadurch schnell das Interesse an einem Anschluss an die Schweiz.

Zum Kriegsende 1945 wurden alle DAV Hütten in Österreich beschlagnahmt und die Biberacher Hütte fiel dadurch in die treuhänderische Verwaltung durch den Österreichischen Alpenverein.  Erst am 30. Juni 1956 durfte die Sektion Biberach die Rückgabe ihrer Biberacher Hütte feiern.

Die folgenden Jahre waren geprägt von Sanierungs- Modernisierungs- und Erweiterungsmaßnahmen.

Eine Alpenvereinshütte ist eine sehr spezielle Immobilie. Oft ist Vielen nicht bewusst, welcher Aufwand hinter dem Erhalt und Betrieb der Hütte steckt. Auch der Bau und Erhalt der Alpenvereinswege welcher der Wanderer nutzt, ist eine ganz spezielle Herausforderung. Es müssen Wegeabschnitte markiert, beschildert und repariert werden, wenn sie im Winter durch Lawinenabgänge zerstört oder durch Steinschlag beschädigt worden sind. Drahtseilversicherungen an exponierten Stellen werden regelmäßig kontrolliert und erneuert. Und das alles durch ehrenamtliche Handarbeit in schwierigen Gelände.

Eine Alpenvereinshütte ist eine sehr spezielle Immobilie.
Eine Alpenvereinshütte ist eine sehr spezielle Immobilie. (Bild: DAV Biberach)

Die Biberacher Hütte besitzt immerhin einen Fahrweg welcher zur Hütte hoch führt. Das erleichtert den Zugang für den Hüttenwart, dem Wegewart und die Hüttenpächter im Gegensatz zu den Hütten, welche nur mit einer Seilbahn oder dem Hubschrauber versorgt werden.

Aber auch ein solcher Fahrweg im hochalpinen Gelände kann nur von geeigneten Fahrzeugen genutzt werden. Die sehr teuren Hubschrauberflüge sind inzwischen eine willkommene Erleichterung. Schon beim großen Umbau 1978 bis 1980 wurde Baumaterial mit dem Hubschrauber zur Hüttenbaustelle transportiert. Auch beim Umbau und Modernisierung der Biberacher Hütte 2017/18 waren Materialtransporte teilweise nur mit Hubschrauberflügen möglich.

Durch die hochalpine Lage wird jede kleine Baumaßnahme zu einer organisatorischen Herausforderung. Nicht nur die Lage der Baustelle erfordert Kreativität, auch die Tatsache dass eine Alpenvereinshütte in einem besonders sensiblen Naturraum steht, hat die Folge dass viele Naturschutzauflagen einzuhalten und umzusetzen sind.

Um diese vielfältigen Anforderungen kümmern sich auch bei der Sektion Biberach zwei ehrenamtliche Manager: der Hüttenwart Thomas Haile und der Wegewart Stefan Vollhals. Diese sind in Personalunion Ansprech- und Verhandlungspartner sowie Organisator und oft derjenige welcher dann die Arbeit vor Ort, oft auch zusammen mit freiwilligen Helfern, erledigt.

Die Corona Pandemie war schon im vergangenen Jahr eine zusätzliche Herausforderung für den derzeitigen Hüttenwart und die Pächterfamilie. Zuerst war unklar ob es überhaupt möglich sein wird, die Hütte zu öffnen. Als es sich dann abzeichnete, dass eine Öffnung unter Auflagen möglich sein wird musste es schnell gehen: planen, berechnen, Material organisieren und dieses als Schutz- und Trennwände einbauen.

Auch dieses Jahr werden die Pandemie und die damit verbundenen Auflagen Thomas Haile und die Hüttenwirte immer wieder herausfordern. Die Planungen und Vorbereitungen für den Saisonstart am 25. Juni 2021 laufen schon seit vielen Wochen.

Zum jetzigen Zeitpunkt, Mitte Juni ist die Hütte noch voll eingeschneit und auch eine Zufahrt zur Biberacher Hütte ist noch nicht möglich. Mit Maschineneinsatz muss der Fahrweg freigebaggert und gefräst werden, um den Saisonbeginn termingerecht vorbereiten und starten zu können.

Die Pächterfamilie Eberhart/Schöpf und die DAV Sektion Biberach freuen sich auf ihre Gäste und die bevorstehende Hüttensaison.

Informationen zur Biberacher Hütte unter: https://www.alpenverein-biberach.de/biberacher-huette

Die Feier zum 110 jährigen Hüttenjubiläum wurde kurzentschlossen um ein Jahr verschoben, in der Hoffnung dann 2022 unbeschwert 111 Jahre Biberacher Hütte feiern zu können.

(Bericht Claudia Klausner + Thomas Haile / DAV Sektion Biberach)